In der ersten Halbzeit hatte der Engerser Torwart Stefan Linnig (im weißen Pullover) eine Menge zu tun gegen mutige Morbacher (schwarze Trikots). Nach der Pause ging's dann meist in die andere Richtung.
Foto: Andreas Walz
 

Die Gäste aus dem Hunsrück wirkten zunächst wacher, attackierten im Mittelfeld erfolgreich und schalteten offensiv wie defensiv blitzschnell um. Ein Kopfball von Maximilian Hoffmann nach dem Freistoß von André Spengler traf nur die Latte (9.), an einem weiteren Freistoß von Dennis Schröder rutschte Sebastian Schell knapp vorbei (18.), und nach dem dritten Freistoß lenkte Stefan Linnig, der den grippekranken Dieter Paucken im Engerser Tor gut vertrat, den Lupfer des dazwischengespritzten Schröder reaktionsschnell an die Latte (26.).

Vom FVE kam wenig bis nichts, das Passspiel im Mittelfeld wurde von den Morbachern früh unterbunden, und lange Pässe landeten meist beim Gegner oder im Niemandsland. So war das 0:1 schließlich keine Überraschung. Schells Kopfball aus kurzer Distanz konnte Linnig noch abwehren, gegen den Nachschuss von Schröder, der wie ein Strahl aus 16 Metern im langen Eck einschlug, war er machtlos (37.). Alles schien nach Plan zu laufen für die Morbacher, bis Maximilian Hoffmann sich in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs einen hanebüchenen Rückpass leistete. Björn Kremer sprintete dazwischen, hatte die Fußspitze vor Torwart Yannick Görgen am Ball und erzielte den Ausgleich.

Für Gästetrainer Thorsten Haubst war diese Szene der Knackpunkt des Spiels: "Wenn wir die Führung mit in die Pause nehmen", sinnierte der Morbacher Coach, "kommen die Engerser nicht so stark aus der Kabine. Danach hatten sie das Momentum auf ihrer Seite." Sein Engerser Kollege Sascha Watzlawik stimmte zu: "Der Ausgleich hat uns den psychologischen Vorteil gebracht. In der Pause haben wir gesagt: Wir haben schlecht gespielt, und es steht trotzdem nur 1:1. Wenn wir jetzt eine Schippe drauflegen, gewinnen wir." Genau so kam es.

Morbachs Torhüter Görgen hatte sich beim Gegentor am Kopf verletzt und wurde in der zweiten Hälfte durch Dennis Korn ersetzt. Und der Ersatzmann hatte gleich gut zu tun. Gegen Giovani Lubaki und Kremer verhinderte er kurz nacheinander zwei Mal den Rückstand. Seine Teamkollegen brachten gegen den wachsenden Engerser Druck nun nicht mehr die Kraft und Leidenschaft auf wie im ersten Durchgang.

Nach gut einer Stunde zahlte sich die Leistungssteigerung der Engerser aus. Erst trat Marian Kneuper im Morbacher Strafraum in aussichtsreicher Position über den Ball (63.), dann klärte ein Morbacher Abwehrspieler den Kopfball des FVE-Kapitäns auf der Linie, und Torwart Korn fischte den abgefälschten Nachschuss von David Peifer aus dem Toreck (65.). Beim nachfolgenden Eckball von Christopher Freisberg stieg Faisal Aziz am höchsten und köpfte zum 2:1 ein (66.). Nur drei Minuten später verlängerte Aziz einen Freisberg-Einwurf vor die Füße von Goran Naric, und der stocherte den Ball über die Linie zum 3:1 (69.).

Der Rest war Formsache. Die Engerser, nun aufmerksam, zweikampfstark und passsicher, kontrollierten die Partie, den Morbachern fehlten die Kraft für und der Glaube an eine neuerliche Wende.

"Das war eher ein Problem im Kopf als in den Beinen", analysierte Haubst den Leistungsabfall seiner Schützlinge, während Watzlawik das Engerser Team für den "Charaktersieg" lobte: "Nach den Siegen gegen Eisbachtal und Altenkirchen hat uns zunächst die Spitzigkeit gefehlt", räumte er ein, "dann haben wir einen Gang zugelegt und verdient gewonnen. Die Mannschaft hat ihre Qualitäten gezeigt, jeder geht für jeden durchs Feuer." Kalt gelassen hatte den Coach die Nervenprüfung indes auch nicht: "Solche Spiele muss ich nicht oft haben."

Quelle: Rheinzeitung